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Erstsemester Exkursion zur Ausstellung des Illustrators Christoph Niemann
»Mit etwas Glück fühlt sich ein Bild so echt an wie der Augenblick selbst.« CHRISTOPH NIEMANN
[2019-01-11]
»DER WAHRE ZAUBER FINDET NICHT AUF DEM PAPIER STATT, SONDERN ENTSTEHT IM KOPF DES BETRACHTERS« Christoph Niemann
Ein Tintenfass wird zur Kamera, eine Mohnsemmel zum stoppeligen Morgenbart, der Abdruck eines Kaffeebechers auf einer Serviette zum Auslöser für eine Liebesgeschichte. Oft sind es nur ganz kleine Veränderungen, die nötig sind, um aus einem Gegenstand eine ganze Geschichte werden zu lassen, es sind Chiffren, Codes, ein kurzes Hin-und-Her, ein Umdeuten des Gewohnten. Christoph Niemann ist ein Bild-Erzähler, ein Meister des perfekten Moments, seine präzis-ironischen Alltagsbeobachtungen überraschen und verzaubern. Immer wieder testet er die Grenzen der noch lesbaren Abstraktion.
Interessanter als die Vorlesung?
Mal spielerisch, mal ernst und immer auf den Punkt hält Christoph Niemann Eindrücke fest, erzählt Geschichten gleichsam im Handumdrehen, verwandelt Gegenstände in poetische Miniaturen. Wie kaum ein Künstler überrascht er uns mit unerwarteten Perspektiven auf scheinbar Vertrautes und lässt uns teilhaben am kreativen Schaffensprozess. In seinen explizit politischen Arbeiten erleben wir Niemann als scharfen Kommentator der Gegenwart, seine Coverillustrationen für den legendären New Yorker sind ikonisch für unsere Zeit.
Kreativität braucht viel Übung
Dinge anders sehen
Zu sagen, Trump ist grauenhaft, sei relativ langweilig
Christoph Niemann beschäftigt sich immer wieder mit politischen Fragen. Das kann der Klimawandel sein, die Atom-Katastrophe im japanischen Fukushima, die Diskussion um Russlands Einflussnahme auf die letzten Präsidentschaftswahlen in den USA, ebenso aber die Überlegung, was die Digitalisierung mit uns macht. Ein Bild zeigt einen Mann, der den Kühlschrank öffnet. Hinter der Tür das weiße Display eines Smartphones. Leere. Ein anderes zeigt eine Frau beim Lesen eines Buches, in der Nacht. Das Handy dient als Taschenlampe. Niemann veröffentlicht seine Bilder gerne auch in den sozialen Netzwerken. Gleichzeitig weiß er um die Kehrseiten der schönen digitalen Welt. Und er fragt, was die Zeichnung überhaupt vermag.
Das Ausstellungsplakat
Das Haus am Salvatorplatz richtet dem international gefragten und gefeierten Illustrator, Grafiker und Autor die erste Werkschau in München aus. Niemann, 1970 in Waiblingen (Baden-Württemberg) geboren, ist ein Bild-Erzähler: Er spielt mit Sprache und Symbolen, reduziert und abstrahiert seine Motive – und achtet dabei doch stets auf ihre universelle Lesbarkeit. Die Betrachter seiner Werke macht er en passant zu Komplizen. Denn erst unser Blick vervollständigt seine Erzählungen und lässt poetische Miniaturen aus Strichen, Fotos, Alltagskram entstehen. „Der wahre Zauber“, sagt der Künstler, „findet nicht auf dem Papier statt, er entsteht im Kopf des Betrachters.“
Der "Mitmach Workshop"